Fushimi Inari -Taisha oder kurz Oinari-san

Fushimi Inari -Taisha, ein Schrein der der Kami Gottheit Inari gewidmet, war also mein Ziel.  Kaum hatte ich den Philosophischen Pfad verlassen, machte sich die Rache der zuvor verschmähten Gottheiten bemerkbar. Sie säuselten durch meinen Bauch „Man kann nicht ungeschoren den weltlichen Genüssen huldigen, hai, hai“. Was immer es war, der Lachs, der kleine Salat dazu, das Wasser, in keinem Fall konnte es der Wein gewesen sein, auch nicht der anschließende Tee.

Bereits im Bus wuchs sich das Ganze zu schlimmen krampfartigen Schmerzen aus. Nun ist es in Nähe von touristischen Attraktionen, Parks oder Bahnhöfen nicht schwer, eine sehr ordentliche japanische Toilette zu finden, aber hier im Bus war ich erst einmal in der Nähe von gar nichts. Ich schaffte es an das Annäherungsziel. Um genau zum Ziel zu kommen, hätte ich über den Hauptbahnhof fahren müssen und dort in einen anderen Bus umsteigen. Damit hätte ich viel zu viel Zeit verloren. Deshalb hatte ich mir diese Route ausgesucht, die mich in die Nähe bringen würde.

Endlich an der gewählten Haltestelle angekommen, stieg ich von der Hoffnung beseelt aus, dass sich nun oder schon bald auf dem Weg in Richtung des berühmten Schreins eine öffentliche Toilette finden lassen würde. Um nicht in die falsche Richtung zu starten, fragte ich nach dem Aussteigen einen Parkplatzwächter, der eben dort seinen Dienst tat, nach dem Weg. Er schaute mich überrascht an und zeigte in die Richtung, in der er meinte, dass ich gehen müsste. Allerdings, so macht er mir in vielen Anläufen des großen Trial und Error des Hand und Fussredens beim Erklären seiner Armbanduhr klar, sei das mindestens 1/2 Stunde Fussweg von hier. “Macht nichts” dachte ich,  Hauptsache ich finde bald die gewünschte Einrichtung. Also lief ich los, und lief und lief. Die Straße, durch die ich lief, bestand aus sehr dunklen kleinen Privathäusern. Es waren so gut wie überhaupt keine Menschen unterwegs. Wenn mir dann doch einmal jemand begegnete, fragte ich immer wieder nach dem Schrein. Ich war auf dem richtigen Weg, aber alle, die ich fragte, egal wie weit ich schon gelaufen war, sagten mir, dass sei aber mindestens eine halbe Stunde Fussweg. Selbst nach einer halben Stunde Fussweg, hatten sich die Angaben gerade einmal auf 20 Minuten reduziert. Meine Krämpfe kamen und gingen. Ich weiß nicht mehr genau ob es ca. nach einer Stunde war, oder ein paar Minuten kürzer, da kam ich an einem kleinen Krankenhaus vorbei. Das war meine einzige Chance und irgendwie auch angemessen. Und tatsächlich fand ich im Erdgeschoss das gewünschte Etablissement, selbstverständlich mit Sitzheizung und allen Schikanen.

Mit neuem Mut konnte ich meinen Weg in Richtung des Schreins fortsetzen. Es handelt sich hoffentlich nicht um einen Keim, dachte ich nur leicht besorgt, sondern es schien tatsächlich eher nur eine Rache der japanischen Verwandtschaft Montesumas gewesen zu sein.

 

 

Irgendwann kam ich dann aber doch noch bei dem Fushimi – Inari Schrein an. Gegenüber des Eingangs befand sich sogar ein JR – Bahnhof. Von dort würde ich sehr einfach wieder zurück zum Hauptbahnhof zurück fahren können. Also betrat ich die Anlage.

 

 

 

Wie schon gestern Abend in Gion räumten auch hier die Händler gerade noch ihre letzten Sachen weg. Ich beschleunigte meinen Schritt und dachte: „bitte noch nicht zumachen!“ Es ging schon auf acht Uhr zu. Aber ich kam durch alle Tore hindurch , ich erklomm die Stufen von einer Etage zur nächsten und schon stand ich vor dem 1 von 1000 von Toren, die als die Besonderheit des Schreins gelten können, sowie die Tatsache, dass sein Heiligtum, ein Spiegel nicht verschlossen ist, sondern für alle Besucher zugänglich. Ich begann hindurchzugehen. Der Schrein befand sich am Fusse des Berges Inari, und lag in einem dichten Wald. Ein bisschen mulmig konnte einem da schon werden, wenn man ganz alleine und im Dunkeln durch die vielen direkt hintereinander stehenden Tore ging. Dabei ging es stetig bergauf. Ich hoffte sehr, dass nicht plötzlich die elektrische Beleuchtung ausginge. Vereinzelt kamen mir Menschen, die hinausgingen entgegen. Als ich durch den ersten Tunnel vieler hintereinander stehender Torii heraustrat, sah ich, dass nicht unweit der nächste Tunnel begann. Ich ging auch dort hindurch. Wenn ich es schon gegen Widerstände hier her geschafft hatte, dann wollte ich alles gesehen haben, alles was möglich war. Es war sehr still. Durch die Ritzen konnte man auf Grund der hier und da aufgestellten Lampen, die Bäume des Waldes sehen, Je weiter man nach oben kam, schimmerten auch von weither die Lichter von der Stadt durch die schmalen Spalten. Die aus diesen vielen Toren bestehenden Tunnel schlängelten sich, den Pfaden auf den Gipfel folgend, mit nach oben.

 

 

 

 

 

An einer Stelle ging es auch wieder bergab, um dann aber gleich nach der Senke wieder bergauf zu gehen. Dort traf ich auf Leute, die sich nicht einig waren, ob sie weitergehen sollten. Der Mann wollte, das Mädchen schien Sorge zu haben. Verständlich. Dennoch, ich wollte weiter. Oft ging ich lange Strecken durch die dunklen Torii – Tunnel ohne einem Menschen zu begegnen. Dann irgendwann ging es den Berg sehr steil nach oben. Ein junger Mann kam mir von oben entgegen, der westlich aussah, sportlich und englischsprechend. Ich fragte, ob man bis ganz oben gehen könne. Er bejahte dies und wies darauf hin, dass der Blick von ganz oben, dem Berg Inari , nicht sehr spektakulär sei. Man könne eigentlich nichts sehen. Eher seien es die kleinen Ausblicke zwischendurch, die einen schönen Blick über den Wald auf die Stadt ermöglichten. Er versicherte mir auch, dass zu keiner Zeit die Tempelanlage verschlossen werde, er habe sie früher auch schon am späten Abend besucht. Nein, irgendwann hatte ich keine Sorge mehr, sondern stieg nach oben. Ich lernte auf dem weiteren Weg dann ein Paar aus Kolumbien kennen, – die allerdings in Melbourne wohnten und arbeiteten. Sie hatten mich nach dem Weg gefragt, weil sie kurz dachten, ich käme von oben runter. Die junge Frau wollte auch lieber zurück und etwas zu Abend essen, während er weiter gehen wollte. Ich vermute, es war dann mein Enthusiasmus, der sie weiter ansteigen liess, ich zog die beiden quasi hinter mir her. An einer Stelle, an welcher ein Schild mit einer Landkarte angebracht war, auf der man sehen konnte, wo man sich befand, überlegten wir alle drei wieder aufzugeben. Aber dann ging ich doch noch weiter, während die beiden zurückblieben.

Der Anstieg wurde steiler und steiler und auch dunkler. Pfade wechselten mit Treppen und es boten sich hier und da auch noch kleine Umwege zu Schreinen und kleinen Altären an. Aber auch ich war nun doch wieder am zweifeln, ob ich tatsächlich diesen nicht vorhandenen Ausblick von ganz oben erreichen wollte und verlor auf diesem Weg durch die Dunkelheit dann auch den Ehrgeiz dieses Ziel erreichen zu müssen. Ich kehrte um. Aber siehe da, da kamen mir die beiden Kolumbianer entgegen. Nein, sagte ich, jetzt hätte ich mich entschieden zurück zu gehen. Nicht sehr viel später, als ich unten in der Tempelanlage angekommen war, waren auch die beiden da. Der Hunger hatte gesiegt, und bei mir der Wunsch ins Bett zu kommen. Morgen würde wieder ein Abenteuer Tag sein, mit einer Reise zum Fuji.

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