Get Well in Wellington….
Für jemanden, der erst kürzlich nach Irland gereist war, bietet der Anflug auf Neuseeland, genauer auf Auckland, ein gewisses Deja vu Erlebnis. Man denkt, man lande in Kürze auf der Grünen Insel. Aber das ist eine bekannte Tatsache, dass Neuseeland sehr viel Ähnlichkeit mit Irland aufweist, und auch sehr viele Iren dort hin ausgewandert sind. Den Namen „Grüne Insel“ beanspruchen denn auch beide Länder für sich. Der Flug hatte 10 Stunden und 30 Minuten gedauert. Im Grunde wenig Zeit um für das neue und andere Land zu öffnen, nachdem man soeben erst von Japan und den vielen neuen Eindrücken Abschied genommen hatte. Das ich nun auf dem Weg in eine ganz andere Kultur war, das hatte ich schon bei der Begrüßung durch das Bordpersonal beim Einsteigen in die Maschine der New Zealand Air gemerkt, als ich dann noch das Safety Video schmunzelnd betrachten konnte, da wurde es überdeutlich, jetzt wird’s ganz anders. (httpsss://www.youtube.com/watch?v=Vlo6Iq5mkTI&feature=share). Man hatte es hier mit sehr lockeren Menschen zu tun, die sich selbst und die schwierigen Dinge im Leben, wie es aussieht nur zu gerne auf den Arm nehmen. Der Service an Bord war super, und ich genoss die Zeit mich auf das Ziel, mit diesen ersten kleinen aber markanten Hinweisen, mit gutem neuseeländischen Wein und mit viel Vorfreude einzustimmen. Zwischen hier und dem Ankommen würde ansonsten nur noch die Immigration liegen. Das umfangreiche Formular hatte ich ausgefüllt.
Am frühen Morgen, des 19. Dezember 2017 betrat ich dann erstmals neuseeländischen Boden. Gleich die erste Person, die ich sah, war eine richtig dicke Maori und dankbar lächelnd, freute ich mich, endlich würde ich nicht mehr zu den Dickeren gehören, wie in Japan, wo mir mal abgesehen von einigen Sumo Ringern, die ich auf dem Bahnsteig gesehen hatte, keine dicken Menschen unter die Augen gekommen waren. Hier war ich schlank und was ebenfalls ein äußerst angenehmes Gefühl war, ich konnte mich wieder verständigen, konnte zuhören, Gespräche führen und das Wichtigste von allem, ich konnte fragen.
Durch ein geschnitztes Maori Tor betraten die ankommenden Passagiere die Halle, die zur Passkontrolle führte. Ich kam zu einer netten, – dicken – Schalterbeamtin, die heftig erkältet war, und mich nach Erledigung Ihres Fragenkatalogs zügig weiter winkte.
Dann kam die Kofferkontrolle. Man ist in Neuseeland überaus streng was die Einfuhr von Nahrungs- und Lebensmitteln oder Pflanzen betrifft. Spürhunde gehen nochmals an den bereits durch das Röntgengerät kontrollierten Gepäckstücken vorbei. Bei einem viel späteren Flug, zurück von den Cook Inseln erfuhr ich von einer Dame, dass eine Bekannte von ihr, wegen eines Keks, den sie aus dem Flugzeug mitgenommen hatte, umgerechnet 60 Dollar hatte zahlen müssen. Nun, ich warf dann auch meine im Flugzeug eingesteckten Cracker schnell noch in den Mülleimer dann passierte ich dies letzte Hindernis und stand in der Ankunftshalle. Die Menschen waren sommerlich gekleidet und ich spürte trotz Klimaanlage längst, dass ich im Sommer angekommen war.
Leider hatte ich meinen Weiterflug nach Wellington später und extra gebucht, so dass ich meinen Koffer abholen und wieder einchecken musste. Ich nutzte also die Zeit um mich einiger Kleidungsstücke zu entledigen, das Einchecken abzuwickeln, organisierte mir eine SIM Karte für mein Handy und erkundigte mich, wo ich in einigen Wochen, wenn ich von hier in die Südsee starten würde, mein Gepäck aufbewahren konnte.
Kaum war das alles erledigt, ging es auch schon weiter. Ich musste zum Gate für meinen Weiterflug nach Wellington. Dieses Mal in den „Domestic” Bereich des Airports. Knapp eine Stunde dauerte der Flug nach Wellington. Auch der Anflug auf die Hauptstadt, die an der Südspitze der Nordinsel liegt, hielt sehr schöne Ansichten bereit, immer wieder sah man steinige Küstenlandschaften, dann Wohngegenden mit kleinen bunten Häusern und dazwischen ebenfalls sehr viel Irish Green.
In Wellington musste ich mich nun um das gebuchte Auto kümmern. Zielstrebig ging ich auf den Hertz Schalter los. Ich hatte alle meine Buchungen über das Reisebüro von STA-Travel gebucht. Sie schienen mir die geeignetsten, was das Thema „Round the World“ betraf. Meist wurden diese Reisebüros von Jugendlichen für ihre längeren Aufenthalte, Rundreisen oder Work und Travel Trips genutzt. Die netten und meist selbst weltweit gereisten jungen Damen hatten mir dann solche, ich nenne es einmal „Sideorders“ gebucht und sich auch um mein Visum für Australien gekümmert. Sie hatten insbesondere auch für die Autovermietungen ganz spezielle Angebote, denen auch der Preisvergleich z.B. mit ADAC nicht stand halten konnte.
Am Hertz Schalter saß eine ältliche sehr gestrenge Dame. Ob ich denn wisse, dass man hier links fahren müsse. Ja, allerdings, das wusste ich. Und ob ich denn schon einmal links gefahren sei, fragte sie mit überheblichem Blick, als wolle sie sagen, wissen darum ist noch lange nicht können. Ja, selbstverständlich, gerade noch vor wenigen Tagen in Irland log ich sie an. Sonst würde das Verhör nie aufhören und zum Schluss müsste ich bei ihr auch noch eine Fahrprüfung ablegen. Tatsächlich war ich schon häufig in Ländern mit Linksverkehr gefahren und meinte, auch ausreichend Respekt vor der Herausforderung zu haben. Ob ich eine Karte brauche? Ja, die nehme ich gerne – gehöre ich doch noch zu der Generation, die nach Karten aus Papier gelernt hat, sich auf fremden Terrain zu orientieren. Mit strengem Ton klärte sie mich nun noch darüber auf, dass Newzealand ein großes Land sei, aber die Straßen oft sehr klein und sehr kurvig. Die meisten würden sich mit der Zeit verschätzten, die es brauche von A nach B zu kommen und es sei gefährlich auf den engen, kurvigen Straßen zu fahren, zumal, wenn man nicht links fahren gewohnt sei. Nun, die Tips nahm ich noch dankbar an, dann wollte ich aber nichts wie weg. Weit gefehlt. „Stop, sagte sie:, „ob ich nicht meinte eine weitere Versicherung für 38 Dollar am Tag wäre angebracht“. Ich sei zwar versichert, aber alle Schäden am Auto unter 3000 $ müsse ich bezahlen und ich solle daran denken, hier sei für mich unbekanntes Terrain, vor allem ich müsse links fahren. Langsam schien der Zauber zu wirken, ich schloss die Versicherung ab, obschon ich meinte, Sta-Travel hätte mir Vollkasko ohne SB verkauft. Dann endlich schien sie zufrieden und händigte mir die Schlüssel aus. Das ganze Szenario hatte sich auch noch unter sehr erschwerten Bedingungen ereignet. Auf dem Flug von Tokio nach Auckland war es mir noch sehr gut gegangen. Auf dem Flug von Auckland nach Wellington leider schon nicht mehr. Meine Stirn- und Nasennebenhöhlen hatten die Grätsche gemacht. Ich meinte fast, mein Gesicht sei deformiert, als der Schmerz mich bei der Landung in Wellington traf wie eine Bombe. Ich schaffte den Druckausgleich nicht mehr. Ein Ohr blieb zu und ein Auge hatte bereits begonnen heftig zu tränen. Das tat es auch während der ganzen Lehrstunde in Sachen Linksverkehr. Ich konnte also kaum geradeaus schauen und Nase und Auge liefen unablässig aus. Das hatte die Dame aber nicht beeindruckt, sie sah wie ich litt, aber sie hatte keine Gnade walten lassen. Mit dem Schlüssel in der Hand schlug ich mich durch zu den Car Rental Parkplätzen und erhielt dort einen nicht mehr ganz taufrischen Toyota Corolla. Endlich konnte ich losbrausen. Die Karte hatte sich sofort gelohnt, denn ich fand das Haus auf Anhieb, in dem ich über Airbnb schon lange mein Zimmer gebucht hatte. Es lag an einem sehr steilen Hang. Kaum traute ich mich die Stichstraße, die oberhalb des Hauses zu Ende war und keine Wendemöglichkeit bot, hinaufzufahren. Aber es musste wohl sein, schon wegen des Gepäcks. In einer Hofeinfahrt wendete ich und meinte zu hören, dass aus einem der Fenster jemand, „The Germans“ rief. Eine Klingel gab es nicht an dem blau gestrichenen Haus mit weißen Fensterrahmen, sondern nur einen altmodischen Klopfer. Ich sah nicht gerade gut aus, als mir Sara, die Dame des Hauses, die Tür öffnete. Das Laufen von Nase und Auge war nicht zu stoppen gewesen. Die Wimperntusche des betroffenen Auges hatte sich unter die Tränen gemischt. Ein Wunder, dass sie nicht gleich die Tür wieder zugeschlagen hatte. Ich entschuldigte mich für mein Aussehen und sie schien tatsächlich Mitleid mit mir zu haben. Ihr Mann holte mir den Koffer aus dem Auto. Er war wohl bei Arbeiten am Haus gewesen und kam in Arbeitsklamotten aus dem Garten. Sara versorgte mich mit einer Highdose Vitamin C und ich verbrachte meinen ersten Tag in Wellington im Bett, aus dem ich mit einem Auge auf eine wunderschöne Bucht und eben aufs Meer schauen konnte. Mit dem gleichen nicht tropfenden Auge hatte ich auch gesehen, dass dieses Haus stilsicher und mit sehr viel Kunstverstand eingerichtet worden war. Kaum mehr konnte ich noch denken, dann schlief ich auch schon ein.
Am nächsten Tag war mein Auge nicht wirklich besser. Es lief und lief und lief. Dennoch setze ich mich nach einem sehr schönen Frühstück, während dem ich aus dem Esszimmer auch in die andere Richtung auf eine andere Bucht in Richtung Wellington sehen konnte, in meinen Corolla und fuhr die Gegend um Wellington ab. Ich wollte einen Eindruck gewinnen, wie es hier rund herum aussah. Dann, als ich einen größeren Umkreis über Lower Hutt und Upper Hutt durch das sogenannte Hutt Valley abgefahren war, – ich hatte einen tollen Sender mit schöner Musik im Radio entdeckt -, fuhr ich dann in die eigentliche Stadt. Mit vor Tränen verschleiertem Blick sah ich dennoch, dass mir das, was ich sah, sehr gefiel. Es war kein Problem einen Parkplatz zu finden, von dem aus ich unproblematisch in das Innere der Stadt kam. Ich lief zunächst die Cuba Street, die wohl die bekannteste Fußgänger-Straße in Wellington ist, auf und ab, und sah sehr viele kleine Einzelhändler, hübsche Läden in historischen Gebäuden, kleine Cafés, Restaurants, Gallerien und natürlich Straßenmusiker. Cuba Street gilt als cool und trendy
Von der Cuba Street lief ich dann Richtung Hafen und kam durch die großen Einkaufsstrassen. Nicht eben weit von meinem Weg lag das sogenannte Te Papa Tongarewa Museum. Viel Zeit blieb mir nicht für Wellington, da ich schon am nächsten Tag meine über 800 km in Richtung Auckland zu meinem nächsten Etappenziel zurücklegen musste. Da gab es auch keinen Spielraum, denn am 23. Dezember würde lieber Besuch aus Deutschland in Auckland landen, dann musste ich dort sein.
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