Die Einstimmung begann am frühen Morgen im Flughafen in Auckland. Als ich mit der Rolltreppe nach unten zu meinem Gate Nummer 6 fuhr, und als erstes eine Cook Insulanerin mit einem edlen rot grün weißen Blumenkranz auf dem Kopf sah. Es hat mit den Holidays, also Sommerferien, das heißt Weihnachten zu tun, dass immer noch viele Familien in die eine oder andere Richtung reisen, um die Kinder oder Eltern oder sonstige Verwandte hier wie da zu besuchen.
Dreieinhalb Stunden dauert der Flug von Auckland nach Rarotonga. Es ist unwahrscheinlich, dass man solch eine Reise öfter macht. Von daher wird es vermutlich mein einziger Flug auf die Cook Islands bleiben, weshalb ich es sehr bedauerte, dass ich einen Sitz in der Mitte der B 777-200 der NZ-Air hatte. Neben mir, auf den anderen 3 Sitzen in Reihe 53 nahmen 3 junge „Cookies“ Platz. Der Duft, der sie umgab, war zweifelsfrei zuzuordnen. Bei jedem Mal einatmen schien auch mein Alkoholpegel mit anzusteigen. Während des Boardings hatte ich mit einem Mal die leise Hoffnung, ein Sitz, wenigstens in einer der 3 er Fensterreihen, würde frei bleiben und ich könnte wechseln. Aber die Sitze füllten sich kontinuierlich und meine Hoffnung schwand. Als das Boarding abgeschlossen war, traute ich dann aber meinen Augen nicht. Schräg vor mir schien ein Platz, bzw. beim genauen Hinsehen schienen sogar zwei Plätze frei zu sein. Den nächsten Stewart, der an meinem Platz vorbei lief, den sprach ich an. Zunächst fragte ich, ob er irgendwo einen window seat frei wisse, ich würde gerne wechseln. Er schaute und verneinte. Ich wies mit der Hand auf die beiden leeren Plätze in Reihe 51 und lächelnd erklärte er mir, wenn ich wolle, könne ich nach dem Erlöschen der Anschnallzeichen dorthin wechseln. Ich hoffte, bis dahin würde mir niemand zuvorkommen, denn die mittleren Reihen waren alle voll und eng besetzt. Es dauerte, bis das Flugzeug seine Flughöhe erreicht hatte und die Zeichen erloschen. Kaum passiert, schoss ich aus meinem Sitz und ging zwei Reihen vor. Eine Frau saß am Fenster und schlief. Zufrieden richtete ich mich, einen Platz zwischen uns frei lassend, in Reihe 51 ein, während die zurückgebliebenen Jungs Bluddy Mary bestellten. Unklar war, ob sie ihren Pegel halten oder erhöhen wollten. Das Frühstück wurde serviert und anschließend bat mich die inzwischen erwachte Dame, aufstehen zu können. Als sie zurückkam, nutzte ich ebenfalls die Gelegenheit, den mit einer Fototapete außergewöhnlich gemütlich gestalteten „Restroom” zu besuchen. (Normalerweise photographiere ich nicht in Toiletten, aber diese hier hielt ich in einem Foto fest.
Zurück an meinem Platz, schaute ich verdutzt. Die Dame war weg. Sie hatte sich in die Reihe dahinter gesetzt, zu Ihren beiden kleinen Töchtern. Ich könne den Window Seat haben, teilte sie mir mit, sie habe gar nicht bemerkt, dass neben Ihren Töchtern noch ein Platz frei gewesen sei. Ich konnte mein Glück kaum fassen. Ich würde den Anflug auf die Cook Inseln aus dem Fenster sehen können. Ich habe keine Ahnung, warum dies so bedeutungsvoll für mich war, aber – war es!
Und dann näherten wir uns dem Archipel. Mit jedem Höhenmeter den es tiefer ging, sah ich deutlicher das türkisblaue Wasser des Pazifiks. Fast meinte ich die Fische und Unterwasserwelt sehen zu können, so klar schien die Oberfläche.
Die Landung mit der großen Maschine war, dank einer sehr langen Landebahn, angenehm sanft. Rarotonga empfing mich in allen Variationen von Grün. Dunkle Regenwolken hingen über den dunkelgrünen Wäldern auf der einen Seite und wenn ich in die andere Richtung schaute, war über dem Gebäude des kleinen Flughafens ein hellblauer Himmel zu sehen. Wegen des Regens waren wir unter einem Glasdach die Gangway hinuntergelaufen. Aber schon mit dem Öffnen der Tür war der Geruch feuchtwarmer Luft in die Nasen gedrungen. Tropen, eindeutig roch und spürte ich die Tropen. Nie fühle ich mich mehr in der Ferne angekommen, als an Orten wie diesem, wo beim verlassen des Flugzeugs, einem Paukenschlag gleich, alles anders ist. Mein ganzer Körper, alle meine Sinne mussten sich auf neue Bedingungen, Gerüche und Farben einstellen. Wie sehr ich das mochte, lässt sich kaum in Worte fassen. Fast verschlug mir die Luftfeuchtigkeit den Atem. Ich spürte die Ergriffenheit in jeder Faser meines Körpers, als ich den ersten Schritt auf Land in der Südsee tat. Darauf hatte ich seit meiner Kindheit gewartet, Davon hatte ich genauso lange schon geträumt.
Über die regennasse Piste ginge ich in das Flughafengelände.
Im inneren Kreis des Kofferbands saß ein älterer Herr und spielte auf der Gitarre. Anstelle von Südseeklängen spielte er internationale Schlager. Irgendwie gemütlich, kam das rüber, anrührig, fast familiär und damit so was von verzeihlich.
Ich holte meinen Koffer vom Band und ging Richtung Ausgang, wo tatsächlich mein AirBnB Host mit einem Schild stand und auf mich wartete. Und ich, ich war ganz einfach nur happy.
Das Appartement war sehr gemütlich eingerichtet, mit vielen Kleinigkeiten und es versteckt sich tatsächlich hinter den vielen Blättern und Ästen der Bäume.
Für eine Nacht lohnte es sich kaum, den Koffer auszuräumen. Es sollte WLAN hier geben. Also versuchte ich, den lokalen Anbieter zu finden.
Meine Güte, was für eine Herausforderung. Apple mochte den lokalen Anbieter nicht. Zwar verband er zunächst , aber er liess nicht zu, dass ich für die Verbindung zahlte, das wiederum wollte natürlich der Anbieter. Wann immer ich die Visa-Zahlung verifizieren lassen wollte, sagte Mr. Apple „NO“, das ist keine sichere Verbindung. Also hatte ich mit Mac Book Air und IPhone gelitten. Morgen würde es hier der 04. aber in Deutschland schon der 05. Januar sein und ich würde es wohl nicht einmal schaffen, meiner Mutter zum Geburtstag zu gratulieren. Die letzte Hoffnung, die mir blieb, war die, dass ich morgen in der Hauptstadt für mein IPhone eine SIM Karte kaufen könnte, mit der ich dann wenigstens per Handy ins Internet kommen würde. Ich hätte dazu noch den ganzen Vormittag Zeit und nahm mir vor, mit dem Bus in die kleine Hauptstadt zu fahren.
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