„Toi o Tamaki“, The Art of Auckland

Ein weiterer Tag in Auckland lag vor mir und ich entschied mich für einen Besuch in der Art Gallery Toi o Tamaki. Überall auf Plakaten hatte ich auch schon im alten Jahr die Ankündigung über die Gottfried Lindauer Ausstellung mit den faszinierenden Portraits der Maori gesehen. Nun war dieser Tag ideal geeignet, da er für weitreichende Unternehmungen sowieso nicht taugte.

Das Wetter war, wie ich es bisher nicht anders kennen gelernt hatte, durchwachsen, als ich mit meinem kleinen GM Holden in die Kitchener Street fuhr und im Parkhaus gegenüber des Eingangs der Art Gallery sofort einen Parkplatz fand. Ich freute mich in die Gallery abtauchen zu können und auch hier noch einmal dem Spirit der Maori nachhängen zu können.

Das Gebäude der Art Gallery liegt eingebettet zwischen Albert Park und Kitchener Street in der Innenstadt Aucklands. Der imposante Bau, der historische Anteile der ehemaligen Kunstgalerie von 1887 mit modernen, lichtdurchfluteten Anteilen modernster Bauart verbindet, beeindruckte schon von außen. Für den Dachhimmel hatte man neuseeländisches Kauri Holz verwand. Der Kauri ist eine einheimische Baumart, die unter Naturschutz steht, von der man aber oft prähistorische Sumpfexemplare ausgräbt, die dann verarbeitet werden. Der größte heute noch lebende Kauri-Baum, hat eine Höhe von 51,2 Meter und besitzt einen Stammumfang von 13.77 Metern. Er wird „Tane Mahuta” oder „Lord of the Forrest“ genannt. Das Alter des Baums wird auf 1500 Jahre geschätzt. In der Mythologie der Maori spielt diese Baumart eine große Rolle.

Das erste Kunstwerk, das ich sehe, ist eine Installation der neuseeländischen Künstlerin „Judy Darragh“ mit dem Namen „Limbo“ . Es handelt sich um 7, wie ich finde, organisch geformte Gebilde, die von der Kauri Holzdecke in das Atrium hinunter hängen. Darragh soll ein großes Interesse an Science fiction und am Leben der Einheimischen haben. Diese beiden Interessengebiete kombiniert sie scheinbar gerne in Ihren Kunstwerken, und so bleibt mir nur noch der nachfolgend zitierte Hinweis der Kuratorin, um die Frage zu beantworten: „Was will uns die Künstlerin mit Ihrem Werk sagen?“
„Through this work Judy Darragh shows us how what’s familiar and commonplace can shift into the unknown, far-reaching zones of the universe.“

Die permanente Ausstellung der Gallery umfasst sowohl historische als auch moderne und zeitgenössische Kunst. Neben Kunstwerken aus der ganzen Welt wird Neuseelands Geschichte abgebildet und immer auch wird der Kontakt der europäischen Einwanderer mit den Ureinwohnern, den Maori in den Artefakten thematisiert.

 

 

Mehr als 120 historische Portraits der Maori und Pakeha kann ich dann aber endlich in der Gottfried Lindauer Ausstellung sehen. Ein unbezahlbarer Schatz an Erinnerungen, denke ich, während ich versuche, in den Gesichtern der Maori Krieger zu lesen.

 

 

Gottfried Lindauer stammte aus Böhmen und immigrierte auf der Flucht vor der Einberufung zur österreichischen Armee in dem letzten Drittel des 19 Jahrhunderts nach Neuseeland, dessen Staatsbürger er 1881 wurde. Schon kurz nach seiner Ankunft, 1874 beginnt er Maori und Siedler zu malen. Schnell hat er sich ein Renommee als Porträtmaler, insbesondere als Maler der Maori erworben. Der in Auckland ansässige Kaufmann Henry Partridge beauftragt ihn, Porträts der damaligen Maori „Celebreties“ zu schaffen. Zweifelsohne genoss er das Vertrauen der Maori bei seinem Tun, und so durfte er die wichtigen Persönlichkeiten, Häuptlinge und Frauen mit vergleichbarem Prinzessinnen Status porträtieren. Auch die Häuptlinge selbst gaben häufig Portraits von sich bei ihm in Auftrag. Manche seiner Bilder stellen auch Szenen aus dem Alltag der Maoridörfer dar. Die meist auf Grund ihres Status tätowierten Gesichter haben eine tiefgreifende Ausstrahlung und ich versuche in ihnen zu lesen, – den Stolz des Volkes und sein Selbstverständnis im Bewahren seiner Traditionen zu erkennen. Manche scheinen mir einen glasigen, abwesenden Blick zu haben, während ich in den Augen anderer den Ausdruck von Entschlossenheit und herausforderndem Selbstbewusstsein zu erkennen vermag. Auch zu Lindauer, seinen Techniken, seinen verwendeten Materialien und seinen Portraits gibt es umfangreiche Informationen.

 

Kurzentschlossen kaufe ich mir zum Abschluss noch eine Eintrittskarte für die „Lee Mingwei and his Relations“ Ausstellung, in welcher die Besucher an der Kunst Lees in unterschiedlichem Beteiligungsgrad teilhaben können. So, kann man Kleidungsstücke reparieren, schlafen oder so wie ich es gerne annehme, an jemanden einen Brief schreiben, der schon immer geschrieben werden wollte, es aber aus vielerlei Gründen nicht ward. Drei verschiedene Möglichkeiten stehen den Besuchern dieser Ausstellung dafür zur Verfügung. Am Schreibtisch, am Stehpult oder in japanischer Manier auf dem Boden kniend. Das Museum verspricht, die Briefe täglich einzusammeln und zuzustellen.

 

 

Es war ein genussreicher Tag in dieser sehr lebendigen und vielfach interaktiven Art Gallery. Ich fühle mich reich beschenkt mit Bildern, Anregungen und Impulsen zum Weiterdenken.

 

Meinen vorerst letzten Tag in Auckland lasse ich ausklingen im Museumsshop, beim Shopping in der Stadt und später in der Mezze Bar, in der mich Ambiente, Stimmung und das Angebot der Speisen und Getränke uneingeschränkt überzeugen können.

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