“Airbedandbreakfast” in Auckland

Hanna war, so wie ich es erwartet und erhofft hatte, eine nette unkomplizierte Frau mittleren Alters, mit der ich mich auf Anhieb gut verstand. Bereits die Buchung bei Ihr vor knapp einem Jahr war sehr einfach und problemlos verlaufen und die Organisation meiner Ankunft verlief jetzt ebenso.
Nach meiner Landung an diesem 02. Januar hatte ich Sie vom Flughafen aus angerufen, und sie hatte mir den Weg erklärt, den ich nun in meinem kleinen Mietauto fahrend, auch ganz leicht fand. Sie half mir meinen Koffer in das kleine Zimmer zu bringen, das ich bei Ihr gemietet hatte und bot mir sofort an, dass ich mich in der Küche, im Wohnzimmer und bei der Benutzung des Kühlschranks wie zu Hause fühlen solle. Hund und Katze begrüßten mich neugierig während meines Einzugs um sich dann gemütlich auf ihre Lieblingsplätze zu verziehen. Das Zimmer war wirklich sehr klein und unspektakulär möbliert, aber ich brauchte nicht mehr, da ich sowieso viel unterwegs sein würde.

 

Schon in den ersten Minuten meines Aufenthalts kamen Hannah und ich in ein angeregtes Gespräch. Sie war bis vor kurzem als Kinderkrankenschwester tätig gewesen, und seit knapp zwei Wochen, flog Sie in einem Rettungsflugzeug mit, welches vor allen Dingen Ärzte auf die Südseeinseln brachte und von dort erkrankte Menschen nach Hause oder in entsprechende Kliniken transportierte. Die Tätigkeit schien ihr zu gefallen und ich hörte gespannt zu, was sie in dieser kurzen Zeit schon alles erlebt hatte, eingeschlossen eines Fluges nach Hawaii. Sie erzählte von den Kindern und ich von zu Hause. Wir saßen in ihrem gemütlichen Esszimmer, redeten über Gott und die Welt, wie man so schön sagt, und es wurde schlussendlich für mich auch viel zu spät, um nochmals eine Unternehmung zu planen. Das machte nichts, mir war es bei der Buchung dieses Zimmers tatsächlich in der Hauptsache darum gegangen, getreu dem Motto von Airbnb, so wie die Einheimischen zu leben und vor allen Dingen, auch in Kontakt mit diesen zu kommen. Es hätte kaum besser gelingen können, als hier bei Hannah in Point Chevalier, einem Vorort von Auckland der selbst eine kleine Halbinsel bildete und mit dieser Gastgeberin so ganz nach meinem Geschmack. Ich fühlt mich deshalb auch sofort wohl und beschloss. den Rest des Abends mit Schreiben und ein bisschen Bilder sortierten zu Hause zu verbringen.
Hannah schaute draußen im Wohnzimmer fern, – wie es schien, war ihr Lieblingssender so etwas wie National Geographic, den hatte sie auch schon heute Nachmittag geschaut, als ich ankam. Ich hatte das Angebot mit fernzusehen abgelehnt. Ich packte ein paar Sachen aus und legte mich auf das geräumige Bett. Nach nicht allzu langer Zeit verspürte ich einen beißenden Geruch in der Nase. Ich brauchte nicht allzu lange zu rätseln. Es handelte sich eindeutig um Uringeruch eines Tieres. Vermutlich hatte die Katze irgendwo hin gemacht. Ich öffnete beide mir zur Verfügung stehenden Fenster und versuchte den Geruch zu ignorieren. Inzwischen war Stille im Haus eingekehrt und auch draußen auf der Straße und in den Häusern war kein Laut mehr zu hören. Ich ging ins Bad und legte mich, willens den Geruch zu ignorieren, zum Schlafen hin. Der Geruch wurde schlimmer und beißender. Ich vermochte nicht einzuschlafen. Ich hatte das Gefühl, dass er mir die Nasenschleimhaut kaputt ätzen würde. Da ich ein Landkind bin, und durchaus schon in Kontakt mit derartigen Gerüchen gekommen, gab es für mich keine Zweifel, es musste die Katze gewesen sein. Ich ging der Geruchsquelle auf die Spur. Der Fussboden bestand aus einem hellen Teppichboden. Die höchste Konzentration hatte der Geruch unter dem Bett am Bettende. Aber es gab nichts zu tun. Die Fenster waren geöffnet und ich würde heute Nacht keinen anderen Teppich von Hannah bekommen. Müde schlief ich ein, wurde aber immer wieder und das die ganze Nacht hindurch von dem beißenden Schmerz in meiner Nase wach. Es war wirklich heftig. Hin und wieder dachte ich daran, meine Sachen zu packen und in ein Hotel zu ziehen oder wenigstens im Auto etwas Schlaf zu finden, was ich dann aber aus einer Mischung von bleierner Müdigkeit und Beruhigungsformeln doch nicht tat. Am nächsten Morgen war ich gerädert und übermüdet. Kaum war Hannah in der Küche zugange, ging ich zu ihr und berichtete von dem heftigen Geruch. Sie gab vor, sehr überrascht zu sein und sich nicht vorstellen zu können, woher der Geruch käme. Verständnis vermittelnd, erklärte ich ihr, durchaus den Geruch von Katzenurin aus eigener leidvoller Erfahrung zu kennen. Vermutlich war die Katze, die das Haus durch eine Klappe zwar jederzeit verlassen konnte, aus Versehen hier kürzlich einmal eingesperrt gewesen und hatte sich nicht anders zu helfen gewusst, als in diese Ecke unter dem Bett zu machen. Aber Hannah gab vor, den für mich nach wie vor sehr starken Geruch nicht wahrzunehmen. Kann man tatsächlich so immun werden gegen Tiergerüche, wenn man immer mit ihnen lebt? Sie versprach aber Abhilfe zu schaffen und wollte den Teppich heute während meiner Abwesenheit mit einem Geruchsspray behandeln. Ich müsse dann aber in Kauf nehmen, sagte sie, dass ich mit dem sehr dominanten Geruch des Sprays zu leben habe. Fast hatte ich ein schlechtes Gewissen. Das Zimmer kostete ganze 28€ pro Nacht. Nun musste sie zum Geschäft fahren und dieses Mittel holen, die ganz gewiss nicht billig waren. Aber es durfte auch nicht zu meinem Problem werden. Also fuhr ich los in die Stadt und würde sicherlich erst spät am Abend zurück kommen.

Ich hatte schon in der ganzen Stadt die Schilder gesehen, auf denen eine Ausstellung der Werke Gottfried Lindauers angekündigt wurden. Ein Maler aus der damaligen Östereichisch-ungarischen Monarchie, genauer gesagt aus dem damaligen Pilsen, der wunderbare Portraits der Maori geschaffen hatte. Diese wollte ich mir unbedingt ansehen und fuhr zielstrebig auf die Art Gallery zu.
Tatsächlich war es spät, als ich am Abend zurückkam. Hannah war beim Fernsehen mit der Tochter, berichtete mir aber sofort, dass sie den Teppich mit Spray behandelt habe. Ich war gespannt, glaubte ich doch nicht wirklich an eine Besserung. Ich stellte mir vor, dass der Geruch des Katzenurins nun noch begleitet sein würde von einem starken künstlichen Geruch nach Parfum. Fast war es so. Der Uringeruch trat jedoch nicht mehr ganz so stark zu Tage. Es roch jetzt stärker nach Vanille. Vor der Tür standen Kisten voll mit Kinderspielzeug, die unter dem Bett aufbewahrt worden waren. Sie hatte wirklich großen Aufriss gemacht. Ich unterhielt mich noch etwas mit ihr und setzte mich, während sie fernsah an den Esszimmertisch um zu Schreiben. Ich wollte mich so spät als möglich den Gerüchen aussetzen und so lang wie möglich die Fenster weit aufgerissen lassen. Es gab auch hier in Auckland im Sommer ein wirkliche Plage an Stechmücken und Fliegen, mit denen wollte ich es nicht auch noch zu tun bekommen. Jede Nacht, die ich durchhalten konnte, würde mir viel Geld sparen. Ein anderes Hotel oder eine andere Unterkunft wären jetzt in der Hochsaison hier in Neuseeland gebucht, sehr teuer und würden meine ganze Reisekalkulation durcheinander bringen. Die Kalkulation basierte auch auf diesen günstigen Unterkünften, die sich nur nicht so mal eben finden ließen, – ich wollte unbedingt standhaft bleiben -.
Ich legte mich also zu Bett und musste zugeben, dass es immer noch der Geruch nach künstlicher Vanille war, der über mir und um mich herum in der Luft lag. Ich ließ beide Fenster wieder geöffnet und schlief tatsächlich ein. Am nächsten Morgen musste ich für meinen Flug auf die Cook Inseln schon sehr früh aufstehen und um spätestens 7 Uhr am Airport sein. Meine Sachen waren gepackt und Hannah war tatsächlich aufgestanden um mich kurz nach Sechs Uhr in der Früh zu verabschieden. Der Geruch nach Katzenurin war wieder da, aber das sollte mir egal sein. Verwundert war ich allerdings schon, dass bei keiner Bewertung, die ich bei Airbnb gelesen hatte, der Geruch erwähnt worden war. Vielleicht hatten auch andere gedacht, bei diesem Preis nicht wirklich meckern zu dürfen, oder das Missgeschick war erst kurz vorher passiert. Das der verkürzte Name dieser Plattform, die ich schon lange mit sehr guten Erfahrungen nutze,  aus dem Namen Airbedandbreakfast entstanden sein soll, gibt dieser Erfahrung einen beziehungsreichen Titel wie ich finde.
Die Fenster weit offen und mit toller Musik auf der Frequenz 105,4 fuhr ich gen Airport. Andere Gerüche würden mich nun in der Südsee erwarten und ich war sicher, es würden wundervolle sein.[wpmem_logged_in]
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