Fahrt nach Rotorua

Der Aufenthalt in Wellington war kurz, tränenreich und eindrucksvoll. Eine sehr schöne und reizvoll gelegene Stadt, die ich mit dem Auto entlang der Küste, der Harbour Bay verlasse, um über Rotorua nach Auckland zu fahren. Das tränende Auge, die laufende Nase, die Kopf und Ohrenschmerzen, alle diese heftigen Anzeichen von Krankheit, haben mich von einem Moment auf den anderen verlassen, so wie sie gekommen sind. Ich weiß, dass es eine lange Fahrt werden wird und fahre doch langsam, lasse es mir nicht nehmen, nochmals die Evans Bay und Oriental Bay Parade entlang zu fahren den Blick auf die Wellen und die über das Auto spritzende Gicht genießend. Das Autofenster ist offen und ich atme die frische, salzige Luft. Direkt, nachdem ich das Stadtgebiet von Wellington verlassen habe, fahre ich in eine Landschaft mit Weingütern. Ich folge große Strecken dem New Zealand Wine Trail. Die Einladung zum Besuch, die ich auf den Schildern lesen kann, übersehe ich wehmütig, meine Reise muss weitergehen. Ich rechne mit 8 Stunden bis nach Rotorua.

 

 

 

 

Im Verlauf dieser Fahrt, die tatsächlich doppelt so lange dauert, wie im GPS angekündigt, muss ich manches Mal noch an die Dame bei der Autovermietung denken. Die Straßen sind tatsächlich eng und ab einer bestimmten Region auch sehr kurvig. Sie lassen kaum eine Stadt aus, durch deren Verkehr ich mich dann im stop-and-go durchlavieren muss. Dann warte ich geduldig mit den anderen Autos, bis Leute einen Parkplatz vorm Supermarkt gefunden haben, oder der Weihnachtsmann endlich in einem der Cafés verschwunden ist und die Kinder ihm über die Straße gefolgt sind. So fahre ich Stunde um Stunde und befürchte in manchen Momenten, heute gar nicht mehr am Ziel ankommen zu können. Aber ich genieße auch die Ansichten. Es ist ein sehr schönes Land, denke ich des öfteren, ein grünes Land und die kleinen bunten Häuser, die verleihen ihm etwas Märchenhaftes. Die Autofenster öffne ich wann immer es geht, um den Duft nach frisch gemähten Wiesen und nach Heu ins Auto einzulassen. Auch lerne ich wieder einmal die absolute Gleichstellung kennen, die in Neuseeland an jeder Ecke überdeutlich gelebt wird. Die Dame mit dem STOP Schild an der Baustellenführung, wird von jedem der durchfahrenden Fahrer gegrüßt und ich meine auch, hier und da ein “thanks” zu vernehmen. Auch ich grüße und freundlich lächelnd grüßt sie mich, so wie die vermutlich unzähligen Fahrer an so einem Tag, zurück. Am Ende der Baustellenführung angekommen, das gleiche Spiel. Der Bauarbeiter, der dort steht wird von allen Vorbeifahrenden gegrüßt.

Es passt in die Kategorie Gleichstellung, in die auch das Schild gehört, ich meine es sei im Museum gewesen, mit dem man, wie es schien, die ausländischen Besucher ansprechen wollte und das besagte: Behandele hier bei uns jeden Angestellten, mit dem gleichen und angemessenen Respekt, egal welcher Herkunft und welchen Geschlechts er auch sein mag. In Neuseeland gibt es keine Unterschiede.

 

 

 

 

 

 

So fahre ich Kilometer um Kilometer und merke gar nicht, wie die Anzeige des Tanks langsam gegen Null geht. Als ich es dann bemerke und beschließe im nächsten Ort zu tanken, gibt es einfach keinen Ort mehr. Hat sich im ersten Teil der Fahrt noch Stadt an Stadt gereiht, die ich durchfahren musste, fahre ich nun Serpentinen auf die Höhe eines Berges. Jeder Ort, der angekündigt wird, entpuppt sich als einzelnes Gehöft. Zurückfahren würde auch keinen Sinn machen. Ich muss gestehen, mir wird etwas mulmig. Das ist eine einsame Gegend hier. Fast so, wie auf einer Art Passstraße. Als ich den Höhepunkt überschreite blicke ich, nun schon nahezu am Ende meiner Fahrt, von oben auf den Lake Taupo. Nun fahre ich wieder bergab. Der Tank, der laut Anzeige und dem Leuchten der Reservelampe kaum mehr einen Tropfen Benzin beinhalten kann, macht mit. Endlich im Tal finde ich die ersehnte Tankstelle. Der Tank lässt sich bis auf 2 Liter bis zur Höchstgrenze füllen. Das ist nochmals gut gegangen. Es ist spät und vom langen Sitzen sind die Gelenke steif, als ich an der Tankstelle aussteige. Einige Lockerungsübungen und mit vollem Tank und einem guten Gefühl nehme ich es mit den letzten Kilometern auf.

 

 

 

 

Dann mit einem Mal, muss ich die immer noch geöffneten Fenster schließen. Ein Geruch nach faulen Eiern dringt unangenehm in meine Nasenöffnungen. Es ist also so weit, ich bin im Gebiet des Mount Tarawera, eines bis heute aktiven Vulkans angekommen. Die ersten Hinweisschilder kündigen Maori Dörfer an. Ich bin gespannt. Zum ersten Mal werde ich hoffentlich hier, in einem dieser Dörfer, etwas mehr von den Maori erfahren. Ich finde das Motel, das während ich schon auf Reisen war, seinen Namen geändert hatte und fahre, – es ist inzwischen 19.45 am Abend, auf den Hof. Aus dem kleinen Pool dampft es, und ich kann es kaum abwarten, meine Glieder zu strecken. Ein junger Mann scheint nur noch auf mich gewartet zu haben. Er weist mir den Parkplatz vor meinem Zimmer Nr. 6 zu und zeigt mir das riesige Zimmer mit Küche und Wohnzimmer. Sie haben sogar Thermalbäder. Das Motel liegt ziemlich nah an den heißen Geothermalfeldern, der Geruch ist dementsprechend stark. Wie die Leute, die hier wohnen, das nur jeden Tag aushalten, denke ich, und reiße mir die Kleider des anstrengenden Tages vom Leib. Zunächst lasse ich mich genüsslich in den ca. 30 C warmen Pool gleiten. Aahhh, tut das gut. Da kann man den Geruch glatt ausblenden, oder einfach als etwas Gutes begreifen. Im Anschluss gehe ich zu den Wannen, die gefüllt sind mit dem Wasser, das so tief aus der vulkanischen Erde kommt und dem man kaltes Wasser zugeben muss, da man sich sonst die Haut verbrennt. Es ist dann auch nicht so einfach dort hineinzusteigen. Langsam gehe ich Stück für Stück meine Haut an die Temperatur gewöhnend in das heiße Bad. Dann setze ich mich auf den steinernen Absatz. Ich stelle mir einfach vor, dass dies gesund sein muss, die genaue Wirkung eines solchen Schwefelbades ist mir indes noch nicht ganz klar. Man sagt es sei entzündungshemmend und viele weitere gesundheitsfördernde Wirkungen werden seit der Antike solchen Thermalquellen zugesprochen. Vermutlich liegt der Unterschied der Wirkweise auch in dem jeweiligen Mineralgehalt. Sei`s drum. Ich geniesse es, bilde mir ein, es heile und zähle auf den Placeboeffekt. Es hat etwas sehr archaisches in diesem Becken mit dem unglaublich heißen Wasser zu sitzen. Die Auslaufstellen haben weiß – grün- gelb- und rote Mineralablagerungen. Es ist still und es tropft.

Nun habe ich die nötige Bettschwere und bin überzeugt, ich werde gut schlafen, um morgen eines der traditionellen Maori Dörfer zu besuchen.

Als ich im Bett liege, höre ich den Regen, der auf die Autodächer fällt. Man sagte mir, es solle in diesem Jahr ein ausgesprochen feuchter und kühler Sommer in Neuseeland sein. Macht nichts, denke ich, so lange man im 40° und mehr heißen Wasser baden kann.

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