Liebe zur Kunst… in Weingarten

    Auf dem Weg zur größten barocken Basilika nördlich der Alpen, dem im Volksmund sogenannten „Schwäbischen St. Peter“, – sie misst die halbe Länge des Petersdoms, – empfängt mich eine kleine Kreisstadt mit bewölktem Himmel. Nicht ganze 25000 Einwohner zählt die Stadt, die erst im 19 Jahrhundert ihren Namen von Altdorf zu Weingarten änderte. Weingarten hieß die Klosteranlage, die schon im Jahre 1056 von den Welfen gegründet wurde. In den Straßen nehme ich einen auffallend bunten Kulturen-Mix an Menschen wahr. Ein Integrationszentrum unter maßgeblich kirchlicher Beteiligung mit einer sehr guten Infrastruktur und Vernetzung präsentiert sich bei meinen Nachforschungen im Internet hier besonders aktiv. Eine interkulturelle aber überschaubare „Große Kreisstadt“ also.   Das Wahrzeichen der Stadt, die Basilika minor St. Martin, thront auf dem Martinsberg. Auf mich wirkt sie sehr mächtig und gar nicht in Proportion zu der Kleinstadt, durch die ich fahre. Nichtsdestotrotz ist sie wunderschön. Beeindruckend monumental möchte ich sagen und vermute, dass sich jeder Besucher dieser kleinen Stadt als erstes und sofort zu diesem Bauwerk hingezogen fühlt. Wer weiß, vielleicht möchte ich die Spannung erhöhen, denn ich entscheide mich zunächst für den Besuch des ortsansässigen Klostermuseums. Dazu muss man wissen, dass diese Basilika eine letzte Erneuerung der

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“Kunst und Liebe …” in Lindau

„Kunst und Liebe …“ in Lindau.   Wie könnte ich aus Lindau eilen, wenn doch an jeder Ecke Plakate mit vielversprechenden Bildern zum Kunstgenuss einladen. Viel zu verlockend sind Titel und Thema des angekündigten Ereignisses.  „Paula & Otto“, „Kunst und Liebe im Aufbruch“ lautet das Thema der zehnten Sonderausstellung des Kunstmuseums, welches seit dem Umbau des Stadtmuseums in der ehemaligen Hauptpost einen kleinen aber feinen Platz gefunden hat.  Das Ehepaar Modersohn-Becker aus der bekannten Worpsweder Künstlerkolonie steht wie kaum ein anderes Künstlerpaar für den Aufbruch der Kunst in die Moderne.  Mindestens so sehr wie für die damalige Kunst  steht dieser Aufbruch aber auch für die moderne Art der Beziehung. „Das Thema Kunst und Liebe könn(t)e“, in diesem Fall sogar “mit dem aktuell viel diskutierten Begriffspaar „Familie und Beruf“ besetzt werden“, führt es die Kuratorin Sylvia Wölfle aus, denn auch bei diesen beiden Künstlern sei es damals schon „um die Vereinbarung von Beruf und Familie gegangen“. Spannend, nur leider bekomme ich kein Eintrittsticket. In Zeiten von Corona geht es nur mit Reservierung eines Zeitfensters. Die Besucherzahl wird begrenzt. Noch am gleichen Tag reserviere ich mir im Internet meinen Zugang für einen anderen Werktag, was überaus einfach geht.  Umgehend erhalte ich die

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Reisen während der Corona Pandemie II

  Nach erneut vielen Wochen im Homeoffice stelle ich fest: Tapetenwechsel ist dringend erforderlich. Allemal für jemanden, dem sich im Alltag als Risikopatient nur wenig Möglichkeiten zur Abwechslung bieten. Gut gelaunt starte ich in den Süden Deutschlands, genauer gesagt ins Allgäu. Das mir seit vielen Jahren bekannte Hotel, so scheint mir, hat sich gut auf die Situation eingestellt. Schon bei der Buchung versichert man mir, dass sich Risikobegegnungen im Haus weitgehend vermeiden lassen. Es gilt eine Maskenpflicht und auch sonst werden alle geforderten Beschränkungen sehr ernst genommen und eingehalten. Bei schönem Wetter soll das von mir so über alles geschätzte Sportangebot im Aussenbereich stattfinden. Darüber freue ich mich besonders. Ich habe Nachholbedarf. Das mit den Mahlzeiten klappt. Diese kann ich alleine im Wintergarten oder bei meist schönem Wetter auch auf der Terrasse mit der herrlichen Aussicht einnehmen. Was das Sportangebot betrifft, liegen Anspruch und Wirklichkeit indes weit auseinander. Es findet leider nur Innen statt. Selbst bei der Aquagymnastik tummeln sich die Teilnehmer in der kuscheligen Wärme des Innenpools während draußen die Sonne auf den menschenleeren Pool scheint. Ergo:  Ich bin raus und das im doppelten Wortsinn. Ich mache mein eigenes Programm und genieße früh am Morgen ganz alleine für mich

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Pfingsten in Vlissingen

„What a beautiful noise, comin’ up from the street …“ singe ich vor mich hin, und blicke wiederum auf die Weite des Meeres. Von meinem so sehr geschätzten Cadzand bin ich weitergezogen gen Norden. Von Ruhe, Stille und Naturerlebnissen zu Lebendigkeit, Menschengewirr und an eine überaus belebte Seeschiff Verbindung. Die Westerschelde. Sie ist die stark frequentierte Einfahrt zu den Häfen Vlissingen, Terneuzen und Antwerpen. In Vlissingen sitze ich sozusagen an ihrer Mündung. Aus den Fenstern meines Appartements könnte ich den ganzen Tag die verschiedensten Schiffe bei der Einfahrt bestaunen. Zum Anfassen nahe, fahren sie vorbei und lösen Phantasiebilder von fernen Ländern und von der harten Arbeit der Matrosen auf See bei mir aus. Nicht selten klingt ein Shanty in meinem Ohr dazu.     Aus aller Welt kommen die Schiffe eingefahren, teilweise hoch mit Containern beladen, Frachter mit chemischen Stoffen, mit Schüttgut, Stückgut, Krabbenkutter oder Schlepper und viele, viele Arten mehr. Die Einfahrt besteht aus zwei Wasserströmungen. Westlich verläuft die Wielingen, auf welcher die sehr großen Schiffe gefahren kommen, und der östlich verlaufende Priel ist das Oostgat, auf welchem die kleinen bis mittleren Schiffe einfahren. Die in Vlissingen stationierten niederländischen und belgischen Lotsen bringen sie gewissenhaft an ihr Ziel. Fast

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Der fliegende Holländer

J. C. Vlissingen

  Die holländische Küste, ist zu jeder Jahreszeit schön. Doch wie könnte es anders sein, auch hier hat das Frühjahr seine ganz besonders Magie. Am aufgeschäumten Meer stehen und den herben Wind tief inhalieren, scheint jetzt im Mai nochmal eine ganz besondere Kraft zu geben. Ich habe es glücklich erwischt und das liegt nicht unwesentlich an Corona. Sehr wenige Menschen sind hier und gehäuft blickt man einfach nur in die weite Ferne des weißen Strandes, blinzelt in die Sonne und ist allein. Fast so, wie ich es von Aufenthalten im Winter her kenne.   Noch ist das Wetter wechselhaft. Die ersten Tage sprach der lokale Wetterbericht Zeeland von Stapelwolken und dann wurden daraus immer dunklere Wolken, teilweise mehrere graue Stockwerke hoch.   Das machte mir nichts. Auch bei diesem Wetter, mit immer wieder leichten Regenfällen, lief ich barfuß am Meer entlang. Und auch wenn ich sonst sehr großen Wert auf die natürlichen Geräusche des Windes, der Wellen und der Seevögel lege, hatte ich heute einmal Musik im Ohr. Am Abend zuvor hatte ich mir eine Playlist mit meinen Favoriten angelegt und diese wollte ich eigentlich nur einmal anhören. Aber es wurde ein Spaziergang der besonderen Art. Mein Gang veränderte sich

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