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Was tun an diesem einen Tag, der mir für Osaka blieb. Längst hatte ich mich bei meinen Spaziergängen am Vortag mit dieser Stadt angefreundet. Die Auswahl war groß.
Berühmt ist Osaka zum einen als Handelsstadt, aber auch für seine kulinarischen Köstlichkeiten. Da es in meinem Fall keine Grundlage für Handel gab und ich mich dem kulinarischen Angebot der Stadt schon genähert hatte und auch weiterhin im Verlaufe meiner Mahlzeiten widmen würde, entschied ich mich dazu, dem historischen Hintergrund ein klein wenig auf die Spur zu kommen. Ich besuchte die Burg Osaka, die als eine der berühmtesten Japans gilt, und die auf Grund des Wirkens Ihres Erbauers Toyotomi Hideyoshi auch eine wichtige und vorbereitende Stellung im Bezug auf die Vereinigung Japans hatte.
Die Anfahrt ging einfach. Ich konnte sogar meinen JR-Pass nutzen und mit der bereits vom Flughafen genutzten Loop-Line, bis fast an die Eingangspforte fahren.Ein traumhafter Spaziergang im Sonnenschein entlang des äußeren Wassergrabens der Burg, führte mich stetig in Richtung des Eingangs am Hauptturm.
Dieser Turm, der ursprünglich 1586 aus Holz erbaut wurde und der mehrfach zerstört oder abgebrannt war, ist eine verkleinerte Rekonstruktion aus Beton. Dennoch, er wirkt immer noch mächtig und vermittelt einen Eindruck der einstigen Größe.
Umgeben wird diese Anlage, von wunderschönen Gärten und es war ein wahres Vergnügen für mich, zunächst, den Sonnenschein nutzend, langsam durch die Gärten zu streifen und mir die Besichtigung des Turms und des Museums für später aufzuheben. Ich beobachtete die japanischen Männer und Frauen, junge Pärchen, Familien oder die Schulklassen, die hier an den Verkaufsständen Ihre Mittagspause machten, Nudelsuppe schlürften oder einfach auf der Bank saßen und, wie ich die Sonne genossen.
Einen nach Art des alten Toyotomi Hideyoshi verkleideten Darstellers beobachtete ich, wie er mit tiefer Stimme, Schlachtrufe ausstossend, versucht die Menge zu erschrecken. Er schien demonstrieren zu wollen, das die Feldherren von damals Herrscher waren und angsteinflößende Krieger, keine Weicheier, wie die von denen heute, die Politik gemacht wird.
Wer je Filme wie „Shogun” oder „Der Tod eines Teemeisters“ gesehen hat, wird wissen, wovon ich spreche.
Auf der Bank sitzend, und die Szenerie beobachtend, fiel es mir auch wieder ein. Ich hatte aufgrund dieser Filme, Anfang der Achtziger, sozusagen eine japanische Phase in meinem Leben. Damals aß ich mit Stäbchen, veranstaltete Teezeremonien und wollte ein Haus mit an den Ecken angehobenen Traufbalken sowie schwarze Lackmöbel. Ein Relikt aus dieser Zeit steht noch heute in meinem Ankleidezimmer in Form eines alten schwarzlackierten und mit Malereien verzierten Schränkchens.
Zufrieden und ausgeruht ging ich nun an den Aufstieg in den Turm. Bis zum achten Stockwerk wird einem die Zeit nicht lang, da sich das Museum dort befindet. In jedem Stockwerk lässt sich eine sehr schöne Ausstellung mit Waffensammlungen, Kriegerrüstungen und Gewändern sowie Hideyoshi -Memorabilien und bildlich dargestellten Schlachtszenen bewundern.
Oben angekommen wird man mit einem wundervollen rundum Blick auf die Stadt belohnt.
Hier traf ich nun sogar ein Ehepaar wieder, welches auch in dem selben Hotel wohnte wie ich, und heute morgen mit mir im hoteleigenen Shuttlebus zum Hauptbahnhof gefahren war. Natürlich wussten wir nicht, dass wir das selbe Ziel hatten. Wir fotografierten uns gegenseitig und ich machte mich im Anschluss wieder an den Abstieg und auf den Weg zurück ins Hotel. Leider hatte ich von der Existenz dieses Busses bei meiner Ankunft noch nichts gewusst, er startete genau gegenüber der Stelle, wo mich der freundliche Taxifahrer aufgegabelt hatte.
Den Abend beschloss ich im Hotel. Leider kam ich wiederum, nachdem ich auch an diesem Tag der Müdigkeit nachgegeben hatte, erst spät aus dem Bett. Die Restaurants im Hotel waren alle schon beim zusammen räumen. Lediglich in der Bar sollte es noch etwas geben. Diese lag im 24 Stock und der Preis, so sagte mir eine bezaubernd nette, junge Angestellte, der sei entsprechend teuer. Sie müsse mir das sagen, Sie könne sich so etwas nicht leisten. Ich befürchtete arges, aber der Hunger trieb mich hinaus. Es waren umgerechnet etwa 30€, dich ich zahlen musste. Dafür gab es ein Buffet vom Feinsten. Französische, italienische und japanische Käse. Suppen, Brote aller Art, Lachs und zum Nachtisch vielerlei Obst von Erdbeere bis Mango und vieles mehr, das man sich mit sämig gerührter, heißer Schokolade übergießen konnte. Wie überhaupt es die wundervollsten Schokoladensorten gab und vor allem Schokoladenzigarren in den verschiedensten Geschmacksrichtungen. Sekt und Weine, Biere und Schnäpse, Whiskey und andere Spirituosen und Brände, nur vom Erlesensten wurde angeboten. Ich schwelgte im Genussrausch.
Dabei lag den Gästen dieser Bar, beim Blick aus den Fenstern, die beleuchtete Stadt zu Füssen. Ich gestehe, ich habe keinen einzelnen Yen bereut. Jederzeit waren nette, junge Damen da, die alles was man wissen wollte erklärten, und die sich riesig freuten, wenn es den Gästen schmeckte. Ein bisschen von der Schokolade ließ ich für schlechte Zeiten mitgehen, und es sollten tatsächlich Momente kommen, in denen ich davon noch während meines ganzen Aufenthalts in Japan zehrte.
In dieser letzten Nacht in Osaka schlief ich wie nach einem Besuch im Schlaraffenland ein. Verzückt und immer noch verzaubert.
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