Tanzen im Takt der Wellen, des Windes und der “hipshaking Drums”……

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Einem roten Faden gleich, zog sich die Suche nach traditioneller Musik und traditionellen Tänzen durch meinen Reisealltag. So auch hier auf Rarotonga.

Die Damen an der Rezeption empfahlen mir die „Cultural Village Tour“ in dem nahegelegenen Te Vara Nui Village. Skeptisch blickte ich in die strahlenden Augen der beiden, die mir bedeuten wollten, dass es sich dabei um ein wundervolles Programm handele. Ich hatte die Wahl zwischen den beiden Möglichkeiten nur die Over Water Nightshow mit Buffet und Dinner zu buchen oder ein komplettes Programm mit Besuch des traditionellen Cook Insel Maori Dorfes. Dort würde ich alles über Historie, Lebensweise , traditionelles medizinisches Wissen, über Navigationstechniken, Handwerk und Kunst der Maoris lernen und erfahren können. Ich war verunsichert. „Nightshow mit Buffet Dinner“ hörte sich für mich gar zu sehr nach Kaffeefahrt an. Alternativ konnten Sie mir nur nur noch Tanzshows in den verschiedenen Hotels der Insel anbieten. Was hatte ich zu verlieren? Schlimmstenfalls würde ich eine für Touristen entworfene, Allerweltschoreographie über mich ergehen lassen müssen und mit Massen anderer Touristen ein lieblos hergestelltes Essen zu mir nehmen. Ich atmete tief durch, riskierte es und gab mein Go zur Buchung.

Am späten Nachmittag trottete ich die wenigen Meter entlang der Hauptstraße und ging auf den Eingang des „Te Vara Nui Villages“ zu. Dort erwartete mich schon ein freundlicher und gut aussehender junger Mann im schwarzen Anzug. Sofort schlich sich das Wort Kaffeefahrt wieder in meine Überlegungen und Vorstellungen. Er bat mich noch etwas zu warten, und als sich eine kleine Anzahl Menschen eingefunden hatten, wurden wir auf die Terrasse zu einer Bar gebeten. Dort bekam jeder Besucher ein Glas Sekt in die Hand – (ob das ein gutes Zeichen war?) – und konnte sich an einen der vielen Tische setzten. Hier war man gewohnt, eine große Masse Menschen zu versorgen. Nach geraumer Zeit waren nahezu alle Plätze belegt und es herrschte ein Sprachengewirr, wie beim Turmbau zu Babel.

Am Nebentisch winkte mir eine zierliche Dame mit vornehm blassen Teint sehr energisch zu und bedeutete mir, an ihren Tisch zu kommen. Neugierig nahm ich ihre Einladung an und wechselte meinen Platz. Ich erfuhr, dass Mutter und Tochter, die sich mir nun ebenfalls vorstellte, hier gemeinsam Urlaub machten. Sie waren der Meinung, Frauen sollten zusammenhalten. Da ich allein zu sein schien, bemerkte die resolute Mama, es sei doch viel unterhaltsamer, die kommenden Stunden mit ihnen beiden zu verbringen. Die Mutter war aus England gekommen um die in Neuseeland lebende Tochter zu besuchen, und von dort hatten sie die gemeinsame Reise auf die Cook Inseln angetreten. Es ließ sich angenehm mit den beiden umfassend gebildeten Frauen plaudern, so dass nun schon ein unterhaltsamer Nachmittag und Abend in Aussicht stand, wie immer das Programm sich auch entwickeln mochte.
Kaum waren wir so richtig ins Gespräch gekommen, wurden wir von unseren Sitzen aufgescheucht, und es ging los. Wir folgten einer schlanken Dame im Maori Look hinaus in die satt grüne Gartenlandschaft.

Entweder im Freien oder in den traditionell gebauten Hütten erhielten die Besucher nun anschauliche Informationen. Meist umstanden wir in einer großen Gruppe die jeweiligen Vorstellungen, bei denen uns die Cook-Maoris Ihre Fertigkeiten vorführten, mit denen sie in einer sehr wachstumsstarken, übermächtigen Natur seit altersher hatten bestehen können.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wir konnten unter vielem anderen sehen, wie die Maori vergangener Zeiten Körbe flochten, Kleidung herstellten, Gebrauchsgegenstände kunstvoll schnitzten, Navigationstechniken entwickelt hatten und aus den vielfältigen Pflanzen ihre Medizin herstellten, die nicht selten von den großen Pharmakonzernen der Welt aufgegriffen und übernommen wurden. Es erschloss sich für mich die Symbiose, in der Mensch und Natur hatten voneinander profitieren und überleben können. Die Tour war zu jeder Zeit spannend, interessant und kurzweilig. An einigen Stationen war interaktives Handeln der Besucher gefragt. Ich spürte, wie sich nach und nach meine skeptisch in Falten gelegte Stirn entspannte.

Kritisch und auch selbstkritisch beleuchtete die Dame, die diese Tour führte, die Geschichte der Maori hier auf den Cook Inseln. Keine Themen, begonnen mit der Besiedelung, über die Zeit der Missionare bis hin zum Thema Kannibalismus wurden ausgespart. Ihre Herkunft sei Maori, wie sie den Gästen erklärte, und sie habe lange in Neuseeland gelebt. Äußerst eloquent und sachkundig führte sie uns durch die Kulturgeschichte Ihre Volkes.

Cook Islands sind ein unabhängiger Inselstaat und in freier Assoziierung mit Neuseeland verbunden. Die Menschen hier sprechen alle ein sehr gutes Englisch. Es sprechen aber auch alle Inselbewohner “the language of the Ancestral Homeland“, also die Sprache Ihrer Urahnen: Maori, eine Sprache die zum tahitianischen der polynesischen Sprachfamilien zählt.

Mit fortschreitender Zeit legt sich der Zauber der Dämmerung auf die Szenerie dieses botanischen Gartens. Wir kommen bei dem, um einen künstlichen See gebauten Restaurant an, wo uns ein Dinner Buffet und eine Over Water Night Show erwarten.

Die Qualität des Buffets übertrifft meine skeptischen Erwartungen. Unbekannte traditionelle Gerichte werden im Wechsel mit westlicher Küche präsentiert und regen alleine beim Hinschauen den Appetit an. Mir schmeckt es ausgesprochen gut und ich entdecke unbekannte Gaumenfreuden.

Als die letzten Teller abgeräumt und die Gäste mit weiteren Getränken versorgt, startet die Show. Alle drehen Sich nun um und schauen auf das dunkel schimmernde Wasser des Sees

Trommeln beginnen dumpf Ihren Takt zu schlagen und Stimmen rufen einschüchternd laut und kehlig in die Weiten eines imaginären Regenwaldes. Ein Floß kommt über den See gefahren, die Musik dazu erzählt, dass es von weit, weit her kommt.
Dumpf donnernd kommt der Schall der Trommeln in meinem Becken an, dumpf verkünden sie von einem Kampf der Kräfte und so sind auch die Tänze, kriegerisch und kraftstrotzend. Die Männerkörper, das Spiel ihrer Muskel scheint nur aus Willenskraft und übermächtiger Stärke zu bestehen, ihre Stimmen, aus der Urtiefe kommend, verkünden Vernichtungswillen. Die hölzernen Klänge der Pates steigern sich in ein Staccato, „Hipshaking Drums“ nennt man sie hier deshalb vielerorts .Tänzerinnen bringen Ihre Hüften und die Tänzer ihre Beine in eine Art Ekstase. Dann, mit einem Mal kommen Ukulelen dazu, sprühen Lebensfreude in die Ohren, harmonische Gesänge stimmen ein, versöhnlichere Klänge erfüllen die Nacht. Ich meine, mit dieser Musik hinweg zu schweben und mit dem Wind davon tanzen zu können. Wind und Wellen, Ruhe und Frieden gewinnen in der Klangszenerie wieder die Oberhand.

 

Dargestellt wird die Legende des reisenden Kriegers Tongaiti. Er hatte von einer verheißungsvollen, wunderschönen, schwebenden Insel gehört. Dort möchte er hin. Er baut ein großes „Vaka“, ein meerestaugliches Floß und macht sich mit seiner Familie und dem ganzen Stamm über die unendlichen Weiten des Meeres auf den Weg diese Insel zu finden. Nach unzähligen Wochen der Suche findet er sie, so wie beschrieben, die Insel Tumu-Te-Varovaro”, Rarotonga.
Als sie dort anlegen wollen, begegnen ihnen die Inselbewohner feindlich und kriegerisch. Sie versuchen. Tongaiti von ihren Küsten zu vertreiben. Tagelang umsegelt dieser die Insel. Doch die Menschen auf dem großen Floß sind der langen Reise auf See längst überdrüssig, sie sind müde und sie haben Hunger. Verzweifelt ruft Tongaiti seine schöne Tochter. Sie soll für den Häuptling der Tumu-Te-Varovaro tanzen. Er hofft, dass ihre Schönheit das Herz des Häuptlings erweichen wird und sie vielleicht doch noch an Land gehen dürfen. Und so geschieht es. Der Häuptling ist gefangen und verzaubert von der Schönheit des jungen Mädchens. Er verliebt sich sofort in sie. Tongaiti und seine Leute dürfen an Land. Mit einem großen Fest und vielen Tänzen wird die Ankunft gefeiert.

Längst bin auch ich verzaubert von den harmonischen Gesängen, Schönheit und Grazie der Tänzerinnen und Ihrem verführerischen Tanz. Kaum hält es mich auf meinem Stuhl. Nur zu gerne würde ich mittanzen und meine Hüften schwingen in dem einzigartigen Klang der Musik, die den sanften Wind und den Rhythmus der Wellen lebendig werden lassen kann.

 

 

 

Und so kam es dann auch. Die Besucher hatten im Anschluß ab die Show noch die Möglichkeit zum Tanzen. Die Tänzerinnen und Tänzer der Show gingen durch die Reihen und animierten zum Mitmachen. Das musste man mir nicht zweimal sagen und auch Mutter und Tochter tanzten mit.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Was für ein schöner Abschluss hier auf Rarotonga. Noch immer summend und tanzend ging ich spät am Abend in mein Apartment zurück. Mit farbenfrohen Bildern und mit den Gedanken an die Schönheiten der Südsee schlief ich selig ein.

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