Hat man die Bilder von damals, August 1945, gesehen und die Geschichten über das unendliche Leid gehört, fällt es schwer, sich vorzustellen, wie Hiroshima mit seinen nahezu 1,2 Mio. Einwohner heute aussieht. Schon die ersten Eindrücke vermittelten Leichtigkeit, Helligkeit und Freundlichkeit. Und so war es auch. Ich traf auf Kunst und Kleinkunst an jeder Straßenecke, um die ich bog. Moderne Architektur, der man wenig Grenzen gesetzt zu haben schien, ließ Spaziergänge zum spannenden Erlebnis werden. Das begann mit der Ankunft im Bahnhof und endete noch nicht mit dem Besuch des Friedensmuseums. Leider fehlte mir die Zeit, mich dem ebenso interessanten Angebot an weiteren Museen zu widmen – vielleicht beim nächsten Mal? Sehr schöne kleine, gemütliche Cafés luden zum Verweilen ein – selbstverständlich waren auch die bekannten Ketten vorhanden – wie überhaupt das kulinarische Angebot nicht zu verachten war.
In dieser Stadt habe ich dann auch das beste „Okonomiyaki“ gegessen, das man sich nur vorstellen kann, und damit meinen letzten Abend in Hiroshima erneut zu einem Fest der Sinne werden lassen. Okonomiyaki ist eine Art Pfannkuchen. In feine Streifen geschnittener Kohl wird mit Fleisch, Fisch oder Meeresfrüchten auf einer großen Herdplatte gebraten. In Hiroshima ist es die Besonderheit, so erklärte mir meine Sitznachbarin aus Australien, dass auch Nudeln als Untergrund verwendet werden. Darüber kommen je nach gewünschter Zusammenstellung auch noch Ei, Käse oder Lauchzwiebeln, oder, oder, oder. Mir lief das Wasser im Munde zusammen, als ich den fröhlichen, mit viel Spaß an Ihrer Arbeit und bei unglaublicher Hitze wirkenden Köchen zusah. Zum Abschluss wird oben drauf eine dunkle Sauce gegeben, und dann bekommt es der Gast auf die Herdplatte direkt vor seine Augen geschoben. Frieren musste ich auch nicht, denn ich saß an der großen Herdplatte, an der auch die Köche sehr geschickt ihre Künste vollführten. An den Tischen, die ebenfalls mit solchen Herdplatten im Kleinformat ausgestattet waren, saßen dann Pärchen oder größere Gruppen beim Essen. Die Stimmung im Lokal war gelöst, jeder wurde persönlich begrüßt und verabschiedet und in nette Plaudereien verstrickt, sofern er des Japanischen mächtig war. Wenn ich es auch nicht bin, so fühlte ich mich doch mehr als wohl. Wäre es nicht so heiß gewesen, ich hätte glatt die zweite Runde Okonomiyaki für mich eingeläutet. So ging ich gut gesättigt, mit einem letzten Hauch von köstlichstem Okonomiyaki auf der Zunge, gen Hotel. Wer immer nach Hiroshima reist, sollte sich diese Lokal nicht entgehen lassen: „Nagata-ya“.
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